Biokunststoffe – klingt doch gut, oder?

Biokunststoffe – klingt doch gut, oder?

12.05.2021 von Emma Christa

Nachhaltigkeits-Check

Biokunststoffe

Kompostierbares Plastikbesteck, Joghurtbecher und Beutel für den Bioabfall. Biokunststoffen begegnen wir aktuell immer öfter. Diese gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen. Manche werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt (= biobasiert). Manche sind biologisch abbaubar. Manchmal trifft beides zu und manchmal nur eines davon. Auch mit Naturfasern verstärkte konventionelle Kunststoffe können als Biokunststoff bezeichnet werden, denn der Begriff „Biokunststoff“ ist nicht geschützt. Das kann Verbraucher ziemlich leicht in die Irre führen. Sogenannte biobasierte Kunststoffe werden meist aus stärke- oder zuckerhaltigen nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder Zuckerrüben hergestellt. Einer der bekanntesten Biokunststoffe ist PLA. Dieser ist sowohl biobasiert als auch kompostierbar.

Biokunststoffe könnten theoretisch gleich zwei Probleme lösen. Erstens: Für die Herstellung von biobasierten Kunststoffen muss kein Rohöl abgebaut werden, die Rohstoffe wachsen nach. Zweitens: Unsachgemäß entsorgte kompostierbare Kunststoffe, die z.B. in der Natur landen, könnten sich selbst abbauen und verweilen dort nicht so lange, wie es die konventionellen Kunststoffe machen würden. Trotzdem werden den Biokunststoffen auch oft sogenanntes „Greenwashing“ vorgeworfen.

 

Biologisch abbaubar?

Biologisch abbaubare Kunststoffe werden zum Beispiel über die DIN EN 13432 und die DIN EN 14995 zertifiziert. Um eines dieser DIN-Siegel zu erhalten, muss der Stoff in maximal 90 Tagen zu mindestens 90 % in Teile kleiner zwei Millimeter zerfallen sein. Ob ein Kunststoff diese Kriterien erfüllt, wird unter Laborbedingungen getestet. Und genau hier liegt das Problem.

In der Realität herrschen keine optimierten Laborbedingungen. Selbst eine Zertifizierung nach DIN bestätigt nicht, dass der Stoff irgendwann vollständig zersetzt ist. Zusätzlich dauert die Kompostierung in den meisten Kompostieranlagen meist sechs bis acht Wochen, also höchstens 56 Tage und nicht wie von der DIN vorgeschrieben 90 Tage. Außerdem werden Kunststoffe bei der Vorsortierung zur Kompostierung als Störstoffe erkannt und entfernt. Dabei wird nicht zwischen unterschiedlichen Kunststoffarten unterschieden. Private Komposter erreichen meist nicht die benötigten Temperaturen und sind daher ebenfalls ungeeignet für die Kompostierung von Biokunststoffen.

 

Recyclingstruktur fehlt

Das Ziel bei den Biokunststoffen ist meist die Kompostierung. Dadurch wird zwar ein Dünger für neue Pflanzen erzeugt, die bei der Herstellung eingesetzte Energie geht allerdings verloren. Durch ein zunächst stoffliches Recycling der Biokunststoffe könnte Energie gespart werden. Dabei werden die Biokunststoffe nach Arten sortiert eingeschmolzen und zur Herstellung neuer Biokunststoffe verwendet. Erst am Ende könnte dann eine Kompostierung erfolgen.

Technisch wäre ein stoffliches Recycling machbar. Das Recyclingverfahren von Biokunststoffen ist dem seiner fossilen Pendants gleich. Allerdings ist der Anteil an Biokunststoffen auf dem Markt noch zu klein.

Demnach gilt: Aktuell gibt es keine geeignete Recyclingstruktur für Biokunststoffe. Bei der Kompostierung werden die Kunststoffe entweder aussortiert oder zersetzen sich nicht ausreichend. Ein stoffliches Recycling über den Gelben Sack wäre wünschenswert und technisch möglich, ist aber derzeit unwirtschaftlich. Solange es keine Recyclingstruktur gibt, gehören Biokunststoffe in den Restmüll.

 

Bambusbecher und Co

Bambusbecher und –geschirr freuen sich einer großen Beliebtheit. Diese sind ein Verbundstoff aus einem herkömmlichen Kunststoff, der mit zermahlenen Bambusfaser versetzt wurde. Laut Stiftung Warentest sind viele dieser Becher nicht für hohen Temperaturen, wie z.B. von Kaffee aus dem Automaten, ausgelegt. Bei 7 von 12 getesteten Bechern wurden hohe Schadstoffeinträge festgestellt. Außerdem lassen sich diese Verbundstoffe nicht stofflich recyceln und müssen demnach der thermischen Verwertung (Verbrennung) zugeführt werden.

 

 

Quellen:

Fraunhofer UMSICHT: Biokunststoffe
Deutsche Umwelthilfe (DUH): Bioplastik bereitet Kompostwerken große Probleme
Stiftung Warentest: Bambusbecher im Test

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