AWV vor Ort: So wird Altholz recycelt

Bild: Hackschnitzel aus Altholz bei der Firma Böhm in Möttingen [AWV]

In Deutschland entstehen jährlich rund 10 Mio. Tonnen Altholz, diese müssen entsorgt und verwertet werden. An den Recyclinghöfen in den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen wurden 2020 insgesamt 8.764 Tonnen Altholz (A I – A IV) angeliefert. Was mit diesem Holz passiert erklärt der Abfallwirtschaftsverband Nordschwaben (AWV).

AltholzV

Zunächst grundlegendes: Die Anforderungen an die Verwertung und Beseitigung von Altholz werden in der Altholzverordnung (AltholzV) geregelt. Sie ist am 1. März 2003 in Kraft getreten. Altholz ist demnach Industrie- und Gebrauchtholz, das Abfall im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) ist. Für eine möglichst hochwertige Verwertung wird das Altholz in verschiedene Kategorien eingeordnet.

A I:
Holz der Kategorie A I ist naturbelassenes und wenn dann nur mechanisch bearbeitetes Altholz, das kaum mit anderen Stoffen verunreinigt ist. Dazu zählen z. B. Europaletten, Späne und Abschnitte von naturbelassenem Vollholz, Obstkisten und Möbel aus naturbelassenem Vollholz.

A II:
Holz der Kategorie A II ist verleimt, gestrichen, beschichtet, lackiert oder anderweitig behandeltes Altholz ohne halogenorganische Verbindungen in der Beschichtung sowie ohne Holzschutzmittel. Dazu zählen z. B. Gegenstände aus Holzwerkstoffen, Späne und Abschnitte von Holzwerkstoffen und sonstigem behandeltem Holz (ohne schädliche Verunreinigungen), Bauspanplatten, Dielen, Bretterschalungen, Türblätter, Möbel ohne halogenorganische Verbindungen in der Beschichtung.

A III:
Holz der Kategorie A III hat halogenorganische Verbindungen in der Beschichtung und ist ohne Holzschutzmittel. Dazu zählen z. B. Altholz aus dem Sperrmüll (Mischsortiment) und Möbel mit halogenorganischen Verbindungen in der Beschichtung.

A IV:
Holz der Kategorie A IV ist mit Holzschutzmitteln behandeltes Altholz. Dazu zählen z. B. Bahnschwellen, Leitungsmasten, imprägnierte Gartenmöbel, Holzfachwerk, Sortimente aus der Landwirtschaft sowie dem Garten- und Landschaftsbau, Bau- und Abbruchhölzer mit schädlichen Verunreinigungen, Munitionskisten, Altholz aus dem Wasserbau, abgewrackten Schiffen und Waggons sowie von Schadensfällen wie z. B. Brennholz.

PCB-Altholz:
Dabei handelt es sich insbesondere um Dämm- und Schallschutzplatten aus Holz (z.B. Pavatex), die polychlorierte Biphenyle enthalten. Sie müssen über den Sperrmüll entsorgt werden.

Abgabe am Recyclinghof:

Altholz wird an den Recyclinghöfen als Holz aus dem Innenbereich ( A I – A III) sowie Altholz aus dem Außenbereich (A IV) angenommen. A IV Holz wird auch kontaminiertes Holz genannt. Dieses darf nicht stofflich verwertet werden und wird somit der thermischen Verwertung zugeführt. Die Abgabe von kontaminiertem Holz erfolgt nur an ausgewählten Recyclinghöfen.* Bei der Einstufung als A IV Holz gilt die Regelvermutung. Das bedeutet, dass laut AltholzV alle Hölzer aus dem Außenbereich (auch unbehandelte Gartenzäune oder Jägerstände) in die Kategorie A IV eingestuft werden müssen. Darunter zählen auch Konstruktionsbalken, Dachstühle und Altholz aus abgebauten Stadeln.

An den Recyclinghöfen wird größtenteils A II Holz angeliefert. Da A I und A III nur kleine Mengen ausmachen, wäre es unwirtschaftlich diese getrennt zu sammeln. Dieser Vorgang entspricht der gängigen Praxis. Bei Altholz aus dem Innenbereich handelt es sich um nicht kontaminiertes Holz, das für die stoffliche Verwertung verwendet wird. Altholz aus dem Innenbereich kann an allen Recyclinghöfen abgegeben werden.

* Bachhagel, Bissingen, Buttenwiesen, Dillingen, Donauwörth (Glockenfeldweg), Donauwörth-Binsberg, Fremdingen, Gundelfingen/Lauingen, Harburg, Höchstädt, Monheim, Nördlingen, Oettingen, Rain am Lech, Tapfheim, Wemding und Wertingen

Verwertung
Das passiert mit dem Altholz nach der Sammlung auf dem Recyclinghof

Welche Firma den Auftrag für die Verwertung bekommt hängt von der EU-weiten Ausschreibung ab. Das Altholz der Kategorie A I – A III aus dem Landkreis Dillingen wird aktuell von der Fa. Hörger in Sontheim a. d. Brenz verwertet. A IV Holz aus dem Dillinger Raum geht an den Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK). Das gesamte Altholz von den Recyclinghöfen im Landkreis Donau-Ries geht an die Fa. Böhm in Möttingen. Das Altholz aus dem Innenbereich wird hier für die stoffliche Verwertung aufbereitet. Der AWV war vor Ort in Möttingen und hat sich das ganze Mal genauer angesehen.

Das Altholz wird zunächst mit einem Vorbrecher zerkleinert und läuft anschließend über ein Fließband. Hier sortieren Mitarbeiter Störstoffe, wie z. B. Plastikteile, aus. Anschließend wird das Holz nachzerkleinert. Durch einen Metallabscheider (Überbandmagnet) werden vor allem Nägel aussortiert. Es entstehen Hackschnitzel der Kategorie A II, da der A III-Anteil von Anfang an gering ist und die Störstoffe entfernt wurden. Durch die abschließende Siebung werden die Hackschnitzel in unterschiedliche Qualitätsstufen getrennt. 80 % dieser Hackschnitzel werden für die Produktion von Holzprodukten, überwiegend Spanplatten, verwendet. Somit wird die Ressource Holz nachhaltig genutzt. Das A IV Holz wird dort aktuell nur umgeschlagen und zu entsprechenden Anlagen gefahren. Durch die thermische Verwertung können so Strom und Wärme gewonnen werden.

Altfenster

Altfenster können nur an bestimmten Recyclinghöfen angeliefert werden.** Für die Verwertung werden die Fenster zunächst entglast. Dieses Holz zählt ebenfalls zur Kategorie A IV. Das abgetrennte Glas kommt von der Fa. Böhm zu einer Glasaufbereitungsfirma. Diese verarbeitet das Fensterglas zu Glasflaschen weiter.

** Dillingen, Donauwörth (Glockenfeldweg), Donauwörth-Binsberg, Gundelfingen/Lauingen, Nördlingen, Oettingen, Rain am Lech, Wemding und Wertingen

Quellen:

Bayerisches Landesamt für Umwelt: infoBlätter Kreislaufwirtschaft – Altholz (Stand 2/2012 II)
Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V. (bvse-recyconsult GmbH): Qualitätenverzeichnis für Altholz Bundesministerium für Umwelt: Altholz (26.07.2021)
Böhm Entsorgung: Altholz entsorgen lassen – günstig und umweltfreundlich